Höhlenführung auf dem Wendelstein

Conni Lechner

Entdeckungsreise in die Dunkelheit

Es gibt einen Schauteil und einen nicht-öffentlichen Teil, der im Zuge von „Wendelstein Inside” besichtigt werden kann. Im Inneren sind vier Stelen mit Bildschirmen angebracht, dort kann man sich über verschiedene Aspekte informieren: Psychologie, Biologie, Geologie und Philosophie.

Peter Hofmann, der seit seiner Jugend Höhlenforschung betreibt, hat u.a. das Projekt „inntaler unterwelten” konzipiert, begleitet, sowie auf internationaler Ebene vorgestellt.

Mensch und Höhle

Seine Vorgehensweise erläutert er so: „wir haben zwei Höhlen auf deutscher und zwei auf österreichischer Seite zusammengeschlossen unter diesem Begriff „inntaler unterwelten” und ich habe gesagt, wenn ich das mache, dann bekommt es als Oberthema Mensch und Höhle, also diese Welt unter einem anderen Aspekt beleuchtet. Ich glaube fast, dass wir da noch immer einzigartig sind in dieser Konsequenz, das Thema derart in den Mittelpunkt zu stellen und es kommt auch sehr gut an bei den Besuchern.”

Die Wendelsteinhöhle wurde 1864 von einem Bayrischzeller Bergsteiger entdeckt, ab 1882 erkundet und von 1921 an zur Schauhöhle ausgebaut. Modernisiert zuletzt 2010, und mit LED Lampen ausgeleuchtet sowie um vier multimediale Stelen erweitert.

Unsere Gruppe besteht aus interessierten Laien und regelmäßigen Höhlenwanderern, nach Abstieg in die Dunkelheit und Tiefe gewöhnt man sich langsam an die neue Umgebung, die Sinne werden aber anders gefordert. „Achtet bitte darauf, wo ihr hintretet, wir sind auf unebenen Gelände” - der Gleichtgewichtssinn ist also genauso angesprochen.

Eine andere Welt

Tatsächlich haben wir eine andere Welt betreten, die für den Menschen zunächst feindlich ist, in der Wendelstein Höhle haben nie Menschen Zuflucht gesucht, dafür ist sie zu hoch gelegen. 

Wissenschaftler sagen, dass uns das Höhlendasein jedoch geprägt hat, soweit, dass die ersten Laute, die wir sprechen konnten, “BA” und “KAL” waren. „Kal" ist im Deutschen der „Keller“ enthalten, in vierhundert Sprachen der Welt kann man nachweisen, dass die Silbe „Kal” irgendetwas hohles, höhliges bezeichnet. 

Die Gruppe ist heute eine sehr ruhige und stellt auch kaum Fragen, bemerkt unser erfahrener Tourguide. Vielleicht ist es einfach dieser Anblick, der uns staunen und in andächtige Stille verfallen lässt… 

An der vierten und letzten Station, dem „Dom”, meldet sich nun doch eine Frau zu Wort: „der große Gesteinsbrocken sieht aus, als würde er sehr locker sitzen und jede Minute herunterstürzen.” Keine angenehme Vorstellung, doch Peter Hofmann beruhigt uns sogleich: „die letzte Veränderung war hier in den Eiszeiten und seit 15.000 Jahren ist kein Stein mehr heruntergefallen.” Warum sollte also gerade heute so etwas passieren, versucht man sich in rationaler Abgeklärtheit.

Ruhig und stetig heruntertropfen kann jedoch gerne das Höhlenwasser auf uns, und die Fledermäuse beleben mit ihrem hohen „Fiepsen” eher, als daß sie Unbehagen verbreiten würden.

Zuletzt bekommen wir noch eine Aufgabe mit: nachzudenken, was der stärkste Eindruck war, den wir aus der Höhlenbegehung mitgenommen haben. 

Naturschutz heißt wirklich, Lebensräume zu schützen

Peter Hofmann macht die Vermittlung dieser Themen unheimlich Spass, so sagt er, er sieht sich sehr stark als interdisziplinären Ansprechpartner, auch für Projekte wie „Natura 2000”, im Zuge dessen erstmals überhaupt die Alpenhöhlen von den Tierarten her bestimmt werden sollten. 

„Naturschutz heißt wirklich, Lebensräume zu schützen”, fügt er an.

Mehr über die „inntaler unterwelten” unter: www.unterwelten.com , und über den Höhlenforscher Peter Hofmann unter: www.www.tropfstein.de


Veröffentlicht im Wendelstein Anzeiger, September Ausgabe 2023

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