Die Feintäschnerin Beate Kreidt

Conni Lechner

Ein Besuch in Kolbermoor

Schon beim Betreten der Werkstatt ist er da, der angenehme Geruch von Leder. Hier entstehen also handgefertigte Taschen, Mappen, Gürtel, Börsen und Lederaccessoires,  oftmals Einzelstücke, in Feinarbeit. „Heute ist es etwas unaufgeräumt“, sagt Beate Kreidt, aber gerade das macht den Raum für mich so interessant. Die kreative Atmosphäre lädt zum Entdecken ein, da ist zunächst der große Arbeitstisch mit Zuschnitten, die verschiedenen Maschinen, an denen Beate Kreidt das Leder bearbeitet und die Einzelstücke schließlich am Ende zu einer Tasche  zusammengesetzt werden.

Der Beruf des Feintäschners

Das Feintäschnerhandwerk gehört zu den lederverarbeitenden Berufen, genauso wie das Sattlerhandwerk und die Reitsportsattler. Während der Feintäschner Kleinlederwaren herstellt, verarbeitet der Sattler eher schwere Gebrauchsgegenstände aus Leder, bei denen oftmals eine Sattlernaht erforderlich ist. Die Grenzen zwischen den beiden Berufen ist jedoch  fließend. Der Beruf des Feintäschners ist im deutschen Sprachraum sehr selten geworden und daher nicht mehr so bekannt, obwohl doch die Produkte jeder trägt. Die Herstellung  von Lederwaren hat sich in den letzten Jahrzehnten ins billig produzierende Ausland verlagert.

Beate Kreidt hat im Laufe ihrer Ausbildung zur Meisterin das Handwerk von der Pike auf gelernt. Nach mehreren Stationen in Traditionsbetrieben war es an der Zeit, sich mit ihrer fundierten Kenntnis eine eigene Wirkungsstätte aufzubauen.

Von der Skizze bis zur fertigen Tasche

Die Aufträge sind vielfältig, einerseits kommen Kunden mit ganz klaren Vorstellungen. „Zunächst fertigen wir eine grobe Skizze an, die umreißt, wie das Endprodukt ausschauen soll. Dann wählen wir ganz individuell das Leder aus, weiches oder festes,  die Farbe, dann die Beschläge und die Innenausstattung. Da nehme ich für feine Taschen gerne auch mal einen schönen Seidenstoff oder bei einer größeren Tasche ein Schaf- oder Ziegenleder. Das Ziel ist Nachhaltigkeit, also, dass das Produkt sehr lange hält und Freude macht.“ Selbstverständlich hat Beate Kreidt aber auch ihre eigenen Designs, die sie u.a. in Geschäften und Ausstellungen zeigt. „Ich brauche meinen eigenen kreativen Freiraum – sonst werde ich manchmal richtig nervös, wenn ich diese Abwechslung nicht habe“,  sagt sie. Sie lässt sich gerne vom Material inspirieren, und zeigt auf die vielen Lederballen in allen Farben und Zurichtungen. Eine Eigenkreation ist gerade im Entstehen, höchste Präzision und Genauigkeit ist gefragt, das sehe ich, als ich ihr beim Nähen über die Schulter schauen darf. „Kommen auch manchmal Leute auf Sie zu, die bei Ihnen lernen möchten?“ frage ich. „Ja, das kommt vor - das Interesse wird bei vielen schon geweckt, wenn sie sich in der Werkstatt umsehen und auch den Ledergeruch wahrnehmen. Man merkt einfach, dass da eine gewisse Wertschätzung da ist, von Produkten, die noch in Handarbeit geschaffen werden.

Mode oder nicht?

Eine richtig schöne Ledertasche ist für Beate Kreidt kein schnelllebiges Modeprodukt im herkömmlichen Sinne: „Natürlich macht es Spaß,  modische Produkt zu machen, ich bin selber durchaus auch an Mode  interessiert, modisch orientiert schließt gute handwerkliche Ausführung ja nicht aus. Meine Lederwaren sollen in erster Linie langlebig und klassisch sein und da ist mir einfach die erstklassige  Qualität des Leders und die Haltbarkeit des Produkts sehr wichtig. Die Lederherstellung ist in Europa „sauberer“ geworden. Es haben hier allerdings schon viele Gerbereien wegen der hohen Umweltauflagen geschlossen. Das Leder ist damit natürlich sehr teuer geworden, aber der  Mehrheit meiner  Kunden ist es wichtig, dass das Leder aus Deutschland oder den Nachbarländern kommt.

Ausstellungen im Dezember

Momentan arbeitet die Feintäschnerin an neuen Designs, die sie bei  folgenden Geschäften zu den üblichen Geschäftszeiten in der Adventszeit ausstellt:

EM-Chiemgau,

Högeringer Str. 25,

Stephanskirchen,

Fischer`s Advent Markt und Ausstellung  vom 25. November bis 16. Dezember.

Anderlbauer Hofladen, Hauptstr. 4, Frasdorf.

Gerberei Scherer, Gerberstraße 5 , Bad Aibling.

Im Internet findet man die permanente Ausstellung unter: www.die-feintaeschnerin.de

Veröffentlicht im Wendelstein Anzeiger, Dezember/Januar Ausgabe 2023/24

Fotos: Beate Kreidt

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