Theater Brannenburg

Conni Lechner

50 Jahre jung

Nachlese zur Aufführung am 27. Dezember:

Die Aufführung am 27. Dezember in der gut besetzten Wendelsteinhalle wurde von dem anwesenden Publikum sehr positiv aufgenommen, und auch nach der Vorführung blieb manch einer noch sitzen und ließ das Gesehene Revue passieren oder nahm die Gelegenheit wahr, mit einem der Darsteller zu plaudern.

In seiner kurzen Vorrede zum Auftakt des ersten von vier Abenden ging erster Vorsitzender Stephan Sprinzing auf die Neuerungen ein, die situationsbedingt zur Anwendung kamen. Im Zuge der schlechten Planbarkeit einigte man sich mit der Spielleitung auf zwei Einakter, die einstudiert wurden und man hat das erste Mal auf Eintrittsgeld verzichtet, zugunsten von freiwilligen Spenden. Eine Grippewelle hat die Proben verhagelt, und eine Woche vor der Premiere war die Generalprobe, in der man nur eines der beiden Stücke proben konnte. “Jetzt sind alle wieder fit, außer etwas Lampenfieber”, setzte er einleitend hinzu. Die beiden Autoren der Stücke, Maximilian Vitus und Michl Lang wurden kurz vorgestellt, das bekannteste Stück von Maximilan Vitus, "Die drei Eisbären”, wurde bereits vom Theater Brannenburg aufgeführt. An diesem Abend also durfte das Publikum den “bayerischen Picasso” von M. Vitus und “Je älter, je dümmer” von M. Lang miterleben. 

Beide Stücke führen durch eine Vielzahl von Verwicklungen, die dennoch zu einem glücklichen Ende führen. Die Kürze tut dem Unterhaltungswert keinen Abbruch, kompakt wird jeweils eine Dramaturgie aufgebaut, die angesiedelt ist im zwischenmenschlichen, allzu menschlichen Bereich, und auch heute noch Aktualität besitzt. Zwar sind die Lebensumstände der Protagonisten in den Stücken nicht mehr vergleichbar mit heutigen Modellen, jedoch wird das Grundthema immer wieder gerne beleuchtet: eine Frau, die zwischen zwei Männern steht, wobei die Frage aufkommt: konnte FRAU sich zu der Zeit überhaupt frei entscheiden?

Ob am Ende nun die Liebe über die Vernunft siegt, die seitens der Eltern in Form von finanziellen, also rein praktischen Überlegungen angestellt wird? Darüber hinaus müssen künstlerische Positionen geklärt werden. So entfacht sich ein Disput, welches denn nun höher zu schätzen sei, die abstrakte oder gegenständliche Malerei und unversehens wird der Kellner, der mit seinen wortwitzigen Passagen für einen Großteil der Heiterkeit beim Publikum sorgt, dabei zum “Ghost Maler” eines weiteren Werkes unseres Malers, den in seiner kleinen angemieteten Dachstube nicht nur existenzielle Sorgen plagen… „Letzte Woch´ is a 15-köpfige Wanzenfamilie dasuffn, da laafts Wasser von de Wänd obi…” 

Im zweiten Stück wird gar der Pflegevater „Opfer” seiner Frühlingsgefühle hinsichtlich der Pflegetochter und seine Familie hat ihre liebe Not, den alternden Schwerenöter in Zaum zu halten. Gleich zu Beginn wird von den Frauen konstatiert: „da kon koana mehr helfen”. Weibliche Taktik und Planung führen auch hier zu einem guten Ende. 

Mit ganzem Körpereinsatz wird die Schlußszene gemeistert, in der sich Vater und Sohn aufeinander stürzen, moderiert von der Bäuerin, und kommentiert vom herbeigerufenen Zeugen, dem Tierarzt: „ihr habts ja nette Familienspiele”

Nach der Aufführung konnten wir noch kurz ein paar Fragen an den ersten Vorstand Stephan Sprinzinger und Spielleiterin Andrea Zaggl stellen…

 

Stephan Sprinzing:

Was ist für Sie das Reizvolle am Theater?

„Man kann einfach in eine andere Rolle schlüpfen und bei einem Stück in eine andere Zeit oder andere Welt eintauchen. In meiner Jugend war ich immer schon begeistert und irgendwann bin ich reingerutscht und seitdem hat mich das Theaterspielen nicht mehr losgelassen.“

Wie begegnen Sie dem eingangs erwähnten Lampenfieber?

 „Das ist bei mir schon ein bisschen vorhanden, aber sobald ich den ersten Satz gesagt habe, bin ich in meiner Rolle und die Nervosität ist gewichen.“

Auf der Bühne sehen Sie ja durch die Beleuchtung auch nicht das Publikum…

„Das stimmt. Aber das hilft uns Theaterspielern auch, da wir dadurch weniger abgelenkt sind und uns auf unsere Rollen und das Geschehen auf der Bühne besser konzentrieren können.

Aber wir freuen uns natürlich, wenn im Saal gelacht wird oder spontaner Zwischenapplaus einsetzt. Das nehmen wir selbstverständlich auf der Bühne wahr.“

 

Andrea Zaggl:

Wie wird die Besetzung ausgewählt?

 „Ich lese in der Regel eine Auswahl an verschiedenen Stücken, im Normalfall abendfüllende Komödien oder Volksstücke. Schon beim Lesen habe ich eine Vorstellung, mit wem ich welche Rolle besetzen könnte. Wir haben ja etliche Stammspieler, bei denen ich schon weiß, wie ich sie einsetzen kann - aber manchmal, so wie heuer, suche ich mir auch "Neulinge" dazu, mit der Hoffnung wieder Theaternachwuchs zu bekommen. Das hat, wie man an Stephan und mir sieht, auch bei meiner Vorgängerin Vroni Zaggl, die 40 Jahre Spielleiterin war, immer recht gut funktioniert.“

 

Sind die Stücke im Original im Dialekt verfasst?

„Ja, normalerweise sind die Stücke im Dialekt verfasst, wobei wir die Sprache auf "unser" oberbayerisch anpassen. Das Skript wird meistens 1:1 übernommen.“

 

Haben Sie eine Zweitbesetzung in der Schublade für alle Fälle?

 „Bei uns gibt es keine Doppelbesetzungen. Es musste in unserer 50jährigen Vereinsgeschichte auch noch nie eine Vorstellung ausfallen. Irgendwie schaffen wir es, dass immer alle fit sind.“

 

Seit ein paar Monaten ist das Theater Brannenburg auch im Internet vertreten. Im Zuge des Jubiläumsjahres wurde an dem Online-Auftritt gearbeitet und in alten Archiven recherchiert, um die Geschichte anhand historischer Aufnahmen zu beleuchten. Plakate aus den letzten 20 Jahren und eine Auflistung der Stücke bis ins Jahr 1973 samt Szenenfotos der neueren digitalen Zeit runden das Bild ab. Mehr unter: www.theater-brannenburg.de

 

Fotos © Conni Lechner
Veröffentlicht im Wendelstein Anzeiger, Februar Ausgabe 2023

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