Die Nußdorfer Wassermelone

Conni Lechner

...es gibt sie wirklich

Ab Frühsommer sieht man die ersten Wassermelonen im Supermarkt angeboten, importiert aus Mittelmeer-Regionen wie Spanien oder der Türkei. In ein paar Wochen gibt es eine Wassermelone der besonderen Art zu kaufen: sie ist nur ein paar Kilometer weit entfernt herangewachsen, auf einem Feld des jungen Obst- und Gemüsebauern Marinus Niederthanner aus Nußdorf. 


Spaß als Motivation

Seine praktische Ausbildung hat er in verschiedenen Betrieben in Nürnberg, am Bodensee und in Stuttgart absolviert, die Theorie hat er an der Berufsschule in Heilbronn gelernt. Er will einen Betrieb mit viel verschiedenem Obst aufbauen, die Wassermelonen sind jedoch eher ein außergewöhnliches Hobby, das er nebenbei macht und ihm einfach Freude bereitet. Und erntet mitunter auch Unverständnis oder wird belächelt, was er locker sieht: “ich schmunzle ja selber auch drüber, weil es einfach was lustiges und exotisches ist.”

Ein erfahrener Obst- und Gemüsebauer hat ihm einmal den wertvollen Rat erteilt:

wenn Du in in diesem Bereich arbeiten willst und rein auf Profit aus bist, hast Du den falschen Beruf gewählt. Stattdessen ist ein hoher Grad an Geduld und Ausdauer erforderlich, weil die Pflanzen jedes Jahr der unterschiedlichen Witterung ausgesetzt sind. Es kann Frost geben, starke Regenfälle oder Trockenheit und die Ernte ist bedroht oder fällt ganz aus.

“Ich selbst würde mich eher als Perfektionist bezeichnen - ich bin erst mit 100%-igen Ergebnissen zufrieden. Beim Wassermelonenanbau muss ich meine Erwartungen herunterschrauben und Rückschläge in Kauf nehmen.” 

Das ein Hektar große Feld bietet auch die Möglichkeit für Versuche: dieses Jahr werden drei verschiedene Sorten angebaut, die sich hauptsächlich in der Größe unterscheiden, aber auch mit einer kernlosen Alternative wird experimentiert.


Nicht zu früh pflanzen

Erfahrungswerte aus den letzten drei Jahren konnten schon gewonnen werden, so wartet der Wassermelonen-Enthusiast nunmehr vorsichtshalber die “Eisheiligen” ab (Mitte Mai kann es nochmal sehr kalte Nächte geben), bevor er die Pflanzen setzt. Auch die Abstände wurden vergrößert. Daß die Wassermelone eine anspruchsvolle und empfindliche Pflanze ist, merkt er jedes Jahr am Ende der dreimonatigen Wachstumsphase: “wir haben gewisse Verluste und auch Lücken, aber im Großen und Ganzen ist es bisher immer gut gegangen.”


Klopftest - aber nicht auf dem Feld

Als Experte kann Marinus Niederthanner auch erklären, warum man auf Wassermelonen klopft: “zur Bestimmung der Reife gibt es diesen Klopftest, dabei gilt die Faustregel: klingt sie beim Draufklopfen dumpf und hohl, ist die Melone anscheinend reif. Wir können auf dem Feld nicht jede einzelne Melone abklopfen, das können wir in der Praxis natürlich kaum umsetzen, dafür bestimmen wir den Zeitpunkt zum Ernten auf andere Weise.”


Freunde und Familienmitglieder, alle helfen dann zusammen und haben auch Tipps für kreative Verarbeitung parat. Marinus gibt zu, dass er die Melonen bisher nur roh verspeist hat - weiß aber von den unzähligen Möglichkeiten der Verwendung: von Salat mit Schafskäse, bis hin zu Marmelade - in flüssiger, sogar gegrillter Form kann sie genossen werden.

Als Exot im Wassermelonenanbau - südlich von München gibt es sonst niemanden und in ganz Bayern werden ca. 30 Hektar mit Wassermelonen bepflanzt  - möchte er das Geschäft nicht weiter ausbauen. “Lieber wollen wir noch andere Kulturen dazu nehmen und diese in der Region verkaufen, weil wir insgesamt in Deutschland einfach viel zu wenig Obst und Gemüse in Selbstversorgung haben, es macht ungefähr 30 % aus, der Rest wird importiert. Ich bin einfach der Meinung, dass man bei uns mehr produzieren könnte. Deshalb sind wir auf der Suche nach Ackerflächen, um dies verwirklichen zu können.”

Wem jetzt schon das Wasser im Mund zusammenläuft, kann voraussichtlich ab September einen Abstecher zum Selbstbedienungsstand in Nußdorf oder Oberaudorf machen, und sollte die Augen offenhalten in den Supermärkten der Region.

Fotos (c) Conni Lechner

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