Die Künstlerwerkstatt in Nußdorf

Conni Lechner

„Aus dem Malkästchen geplaudert“

Eigentlich wollten die kreativen Köpfe hinter der Künstlerwerkstatt, Christine Haberlander und Alexandra Fradl 2020 das zehnjährige Bestehen feiern: im Sommer und draußen, etwas größer aufziehen - aber es kam anders als geplant: Corona hat auch ihre Pläne über den Haufen geworfen. Und sie durchliefen verschiedene Phasen der Krisenbewältigung. Alexandra Fradl, die sich zunächst über das mehr an Zeit freute, den ersten Monat maximal genoss und dann ein Minimum an Antrieb verspürte, schildert es so: „ich fiel regelrecht in ein Loch; Kunst, wer braucht das schon, es ist ja nicht systemrelevant, es war schon so, dass ich wirklich gedacht habe, mich, also meine Tätigkeit, braucht kein Mensch. Komischerweise hab ich dann direkt auch noch eine Malblockade erlebt.“

Christine Haberlander ging es ähnlich, das „Auf-sich-selbst-zurückgeworfen-Sein“ erfuhr sie einerseits als angenehm - so konnte sie öfters das Atelier nutzen und die Malutensilien blieben einfach mal unaufgeräumt liegen - andererseits fehlte ihr der Austausch mit ihren Schülern.

Malkurse: ein Geben und Nehmen

Kurse zu geben sehen beide als „zweischneidiges Schwert“ an. Der Lerneffekt ist natürlich auf Seiten der Schüler größer, sie profitieren vom Können und der langjährigen Erfahrung der beiden Künstlerinnen. So haben sich beide in zahlreichen Studiengängen und Seminaren an bekannten Kunstakademien ebenso weitergebildet wie neue Techniken erlernt. 

Christine Haberlander arbeitet vorwiegend in Acryl-, Misch- und Drucktechnik. Alexandra Fradl hat neben Acryl und Zeichnen hauptsächlich in der Aquarellmalerei ihre bevorzugte Ausdrucksweise gefunden.

Beobachten sie in ihren Kursen jemand, der zu verbissen an ein Thema geht, helfen kleine Lockerungsübungen oder Malen nach einem Musikstück, damit der Knoten aufgeht. Christine Haberlander und Alexandra Fradl erklären dazu, dass sie kein therapeutisches Konzept verfolgen: „das ist überhaupt nicht unser Weg, sondern es geht um die Technik, das Handwerk, die Komposition, die wir beherrschen und weitergeben möchten.“

In den Kursen legen beide Wert darauf, dass die Technik Schritt für Schritt erklärt wird und wie man an ein Motiv wie z.B. Blumen herangeht und die Vorstellung umsetzt. Dabei steht im Vordergrund das Gefühl, das beim Malen mitschwingt und vor allem auch die eigene Persönlichkeit, die im Bild zum Vorschein kommt, bestärkt wird also die Entwicklung eines eigenen Malstils. Das sehen beide eigentlich als das Schöne und Erstrebenswerte in der Malerei an.

Gleichgesinnte treffen aufeinander

Den sozialen Aspekt begrüßen beide als wertvollen Nebeneffekt: „in den Kursen sind schon Freundschaften entstanden und wir haben treue Seelen, die schon seit zehn Jahren zu uns kommen.” Die begrenzte Teilnehmerzahl hat große Vorteile: „dadurch, dass die Gruppe so klein ist, können wir uns intensiv jedem Einzelnen widmen und auch da abholen, wo er ist.“ Wertvolles Know-How in Sachen Material wird selbstverständlich weitergegeben, dadurch ersparen sich die Kursteilnehmer so manch unnötige Erfahrung - in Sachen Langlebigkeit der Malgründe, Beschaffenheit der Pinsel und Intensität der Farben gibt es eklatante Unterschiede.

In nächster Zeit sind keine Ausstellungen geplant angesichts der nicht zu kalkulierenden Entwicklungen, „das ist uns momentan zu heiß“, sagen beide. Ansonsten kann man ihre fertigen Bilder  in regelmäßigen Abständen im öffentlichen Raum in Einzel- oder Gruppenausstellungen der Kunstvereine, denen sie angehören, bewundern. Für die Künstlerwerkstatt als Begegnungsstätte ist ein „Tag der offenen Tür “ angedacht, als spontane Möglichkeit, die Jubiläumsfeier zumindest im kleinen Rahmen zu begehen.
Mehr zu erfahren gibt es auf den Webseiten der Künstlerinnen:

www.atelier-christine-haberlander.de und www.xandis-galerie.de

Fotos (c) Conni Lechner

Veröffentlicht in der September Ausgabe Wendelstein Anzeiger, 2022

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