Wasserski- und Wakeboardlift

Conni Lechner

in Kiefersfelden

Es ist ein warmer Juninachmittag am Hödenauer See und auf dem Wasser herrscht reges Treiben. Durchwegs strahlende Gesichter bei den Wasserskiläufern und Wakeboardfahrern und auch bei den Zuschauern auf dem „Besucherdeck“ mit Gastronomie, wo grooviger Sound aus den Lautsprechern tönt, merkt man: hier liegt „Urlaubsfeeling“ in der Luft.

Jana Wittenbrock, die seit 2012 die Leitung inne hat, ist sichtlich erleichtert, daß die Saison 2021 zum 1. Mai beginnen konnte.  „Normalerweise starten wir Ostern und die ersten Wettkämpfe sind kleine Qualiwettkämpfe, Vorbereitungswettkämpfe sind im Mai, dann ist meistens irgendwann im Juni die Deutsche Meisterschaft und Titelwettkämpfe sind dann im September.“

 

Sie hat nicht nur Unternehmensführung studiert und in Kiefersfelden ihren Traum vom eigenen Betrieb verwirklicht, sondern auch im Wasserski Wettkampfsport so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Ein Ausnahmetalent, so scheint es. „In meinem Fall steckt gar nicht so viel Talent dahinter, wie man meinen möchte,“ winkt sie ab.  Wie legt man dann diese einmalige Karriere hin? Unter anderem hat sie 2019 ihren eigenen Weltrekord im Slalomfahren verbessert, sie gewann 18 mal die deutsche Meisterschaft, es ging schon im Alter von 7 Jahren auf die Siegertreppe, die Liste ist lang...


Ein eiserner Wille für den Erfolg

„Da war zunächst natürlich die Begeisterung für den Sport, ich stand mit 4 Jahren das erste Mal auf Wasserskiern auf dem Luganer See und wollte dann zu Hause in Kalletal (NRW) auch gleich den Lift ausprobieren, es hat mich mich früh „gepackt“, aber das Geheimnis meines Erfolgs ist eigentlich mein eiserner Wille. Ich musste mir nämlich in der Jugendzeit viel erarbeiten und habe nur wenig „geschenkt“ bekommen, das kam mir im Erwachsenenalter dann zugute.“

 

Und sie fährt fort:

„Ich bin einfach ein Mensch, der seine Grenzen ausloten möchte, und der Wasserskisport, insbesondere Slalom, bei dem man in Zahlen gemessen wird, bietet mir dafür die idealen Bedingungen. Und das Gefühl, wenn man gewinnt oder seine persönliche Leistung verbessert, ja, das könnte man natürlich auch öfters haben.“

 Mittlerweile muss sie nicht mehr jeden (Titel)-Wettkampf mitmachen und ist auch zufrieden mit ihren Erfolgen, sie genießt jetzt abends auch mal ein Glas Wein mit Kaisergebirgskulisse im Hintergrund und bleibt länger wach, ohne dass es am nächsten Morgen zum Training geht.


Förderung nächster Generationen

 Lieber kümmert sie sich jetzt um die jüngere Generation und freut sich an den Erfolgen, wünscht sich jedoch für die Kids eine bessere Förderung, als sie es erlebt hat:

„Wasserski ist immer noch ein Randsport, vor 2 Jahren waren wir knapp davor, olympische Disziplin zu werden, aber bisher bekommen wir nicht die Anerkennung, die wir verdient hätten. Stichwort Fußball, was vielleicht nicht der ideale Vergleich ist, aber bei uns wird mindestens genauso viel trainiert und wir müssen deutlich mehr Hürden überwinden, um die Chancen zu haben, in den öffentlichen Fokus zu rücken.



Ein Sport ohne Altersbegrenzung

 Das Schöne am Wasserskisport in Deutschland ist der Zusammenhalt und die familiäre Atmosphäre, jeder kennt jeden, ein cooles Team, es ist nicht so wie z.B. in Weißrussland, das seit Jahren an der Weltspitze steht, dieser ständige Erfolgsdruck zu spüren, der auf den Sportlern lastet.
Gibt es eine Alterbeschränkung beim Wasserskifahren?

„Nein, ab 4 Jahren kann man damit anfangen und nach oben hin gibt es keine Grenze. Ein Mann war mal hier, der sagte, er sei vor 50 Jahren hier gefahren und würde jetzt gern wieder fahren, er war Anfang 90, und tatsächlich schaffte er es bis zur letzten Kurve, ohne „baden“ zu gehen.

Der Erfinder des Wasserskilifts, Bruno Rixen, war bis zu seinem Tod Ende 2020 auch regelmäßig in Kiefersfelden, es ist der dritte Lift, den er aufgebaut hat (1969).

Jana Wittenbrock nennt ihn „Daniel Düsentrieb des Wasserskisports“, ein ganz großer Tüftler, der seine Lifte einfach geliebt hat und selbst im hohen Alter noch Hand angelegt hat, wenn es etwas zu reparieren gab.

 Seine Vision war es, dass Wasserski fahren weg vom Elite Bootssport hin zum Sport für Jedermann wird und mittlerweile gibt es seine Lifte an über 300 Orten weltweit.

Jana Wittenbrock ist schon auf vielen dieser Lifte Wasserskislalom gefahren, und kann deshalb ohne Übertreibung behaupten: „Persönlich bin ich nach wie vor der Überzeugung: hier in Kiefersfelden haben wir den schönsten Lift, den man sich vorstellen kann.“

Fotos (c) Conni Lechner

Veröffentlicht in der Juli Ausgabe Wendelstein Anzeiger, 2021

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