Künstlerportrait Renate Trobisch

Conni Lechner

Bilder, Skulpturen und eine außergewöhnliche Performance 

Renate Trobisch erlaubt mir einen Blick hinter die Kulissen, wo die Werke entstehen:

 

Beim Betreten der Atelierräume werden gleichzeitig Augen und Nase stimuliert:

Überall lehnen Bilder oder hängen an den Wänden, ebenso einzelne Skulpturen aus Metall oder Treibholz. Die Bilder sind vor allem großformatig und abstrakt.

Der (mir persönlich angenehme) Geruch von Farben und Lösungsmitteln kommt als weiterer Sinneseindruck hinzu. Ein „geordnetes Chaos“, wie sich beim Besprechen der Werke erschließt, vieles ist nach Entstehungsdatum sortiert und zusammengestellt, oder thematisch, bzw. war zusammen in einer Ausstellung zu sehen.

Dabei fällt nicht nur die bunte Vielfalt an Techniken sowie Farben auf.

Renate Trobisch lässt ihrer Experimentierfreude bei den Materialien freien Lauf:

Metallplatten, gerostet oder nicht, Stahlblech, Acrylstäbe, (die sie aus dem Abfall gezogen, eingefärbt und zur Silhouetten angeordnet hat), Acrylplatten (welche mit gefärbten Zweikomponenten-Lack behandelt wurden und dreidimensional, wie ein Relief wirken).

Ein kleines Insekt wurde in ein Bild integriert, „Tränen von toter Fliege benannt“. Fundstücke aus dem Inn angeschwemmt und gesammelt, bekommen eine neue Bedeutung als Skulpturen.

„Alles, was hergeht, wird bemalt, bearbeitet, verändert“, so die Künstlerin – nichts scheint vor ihr sicher.

Ein paar Bilder „fallen aus dem Rahmen“, sie sind gegenständlich gemalt und mit Titeln versehen. „Das sind Ausrutscher“, sagt Renate Trobisch, „eine der wenigen.“

Sie bevorzugt abstrakte Malweise ohne Titel, das rührt einmal von ihrer intensiven Beschäftigung mit der abstrakten Malerei und zum anderen möchte sie dem Betrachter nichts „vorweg“ nehmen: “ich möchte gar nicht, dass man etwas erkennt, weil jeder Betrachter soll eigentlich selber eine Beziehung mit dem Bild aufbauen und nicht gleich mit der Nase drauf gestoßen werden.“

Es kann also ein gedanklicher Prozess in Gang gesetzt und gleichzeitig Raum für individuelle Assoziationen gelassen werden.

 

Entstehen die Bilder eher spontan, also während des Malprozesses, auf der Leinwand?

Bei einigen Bildern hab ich schon Vorstellungen im Kopf, z.B. habe ich bei diesem (ein in Weiß gehaltenes großes Format) den ganzen Abend wirklich an das Bild gedacht und in der früh dann gleich gemalt.

Oder bei dem großformatigen Alegretto moderato – „es hat den Titel, weil ich es wirklich geplant habe, den ganzen musikalischen Abend entlang, während eines Konzerts in Erl.“

 

Wann ist ein Bild „fertig“?

„Übermalt wird bei mir häufig, am anderen Tag ist meine Stimmung anders und da muss auch das Bild anders sein, ich denke sehr optisch.

Und es ist je schöner, desto besser die Energie rüberkommt, die bleibt ja auf dem Bild.“

Als kraft- und temperamentvoll kann man die Bilder durchaus beschreiben, dabei ist Renate Trobisch eine sehr zierliche, aber durchaus quirlige Person.

 

Vom Atelier in den Pferdestall

Drei Pferde leben mit Renate Trobisch und eines davon, die Bayernstute Gigi, hat mittlerweile eine gewisse mediale Aufmerksamkeit erlangt.

Sie hat bei der Performance „Malen auf 4 Hufen“ aktiv mitgeholfen, dass vom Sattel aus ein Bild entsteht. „Die anderen Pferde haben die Mitarbeit verweigert, die sind rein in die Halle, haben die Leinwand gesehen und gesagt, hu, nix wie weg! Aber die Gigi war da, als ich sie gebraucht habe, aber erst dann und nachdem ich ihr (die) Karotten versprochen habe.“

 

Das Video der Performance zeigt Renate Trobisch als reitende Malerin. Gedreht hat es ihr Neffe, viel Arbeit steckt dahinter, so umfasst allein das Rohmaterial über 10 Stunden, auf 8 Minuten konnte es gekürzt werden, rechtzeitig für eine Ausstellung in Törwang. 
Die Reaktionen der Besucher waren durchwegs positiv: „die haben natürlich gesagt, das ist was Besonderes, weil wir eigentlich keinen kennen, der das macht. Der Gag einfach.“

 

Was ist das schönste Kompliment, das man Ihnen machen kann?

"Wenn ich immer wieder zu Ausstellungen eingeladen werde, dann fühle ich mich in meiner Kunst ernst genommen und wertgeschätzt. "

 

Aktuelle Werke sind demnächst in der KUNSTschmiede Brannenburg zu sehen.

Ab 13. August wird dort die Ausstellung „80 Jahre – na und?“ eröffnet. 
Bei der Vernissage wird die Künstlerin anwesend sein. Beginn ist um 19.00 Uhr.

Geöffnet ist die Ausstellung von 14. bis 22. August 2021 jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr

 Fotos (c) Conni Lechner

 

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