Seit über 20 Jahren:

Conni Lechner

 Kraut und Rüben in Brannenburg

Brannenburg, gleich hinter der Kreuzung Richtung Autobahn / Nußdorf:

Hier findet man den Naturkostladen „Kraut und Rüben“ von Irmi Langrieger, den sie in diesen Räumlichkeiten vor 3 Jahren bezogen hat. Sie begrüßt mich sehr freundlich und fängt schon gleich an, zu erzählen - bevor ich das Aufnahmegerät starten kann - und da gibt es viel Interessantes zu erfahren:

Die Idee, einen eigenen Laden mit Biolebensmitteln aufzumachen, kam ihr schon 1997 - vor über 20 Jahren also, die älteste Tochter wurde gerade 12 Jahre alt.

Sie wollte sich neben Haushalt und Kindern für „eine gute Sache“ einsetzen, das war der ausschlaggebende Punkt. Hobbymäßig am Garteln - Pferde und Kühe gehörten auch dazu - und immer schon Gefallen an einer Lebensweise, die sich der Erhaltung von Mensch und Natur verschrieben hat.

So wurde der zum Haus gehörende Schuppen kurzerhand ausgebaut, eine Auswahl an regionalen Pflanzen und Gemüsesorten angeboten und eine Klingel für die Kunden angebracht, eben ein bayerisches „Start-Up“, unaufgeregt und unprätentiös, á la Irmi Langrieger.

Nach 2 Jahren reichte die Fläche dann nicht mehr aus und es wurde ein Ladengeschäft in Brannenburg bezogen. Die Kunden, die von Anfang an dabei waren, kennt sie heute noch, manche sind schon weit über 80 Jahre alt.

Mittlerweile hat sie „Kraut und Rüben“ auf dem regionalen Bio-Sektor fest etabliert, und das nicht nur wegen der großen Auswahl an Lebensmitteln, Pflanzen und Naturkosmetik, sondern sicherlich auch aufgrund ihrer ruhigen und bescheidenen Art, der Gelassenheit, die sie ausstrahlt und der Wertschätzung, die sie jedem Einzelnen ihrer Kunden entgegenbringt.

Wie sie betont, wäre sie heute nicht mehr da, wenn sie nicht von Anfang an die Unterstützung der Kunden erfahren hätte, die eine ähnliche Lebenseinstellung mit ihr teilten und die mit ihrem Angebot zufrieden waren. Denn ein sog. Selbstläufer war es sicherlich nicht, auch wenn sie heute davon leben kann.

Ihr ging es sowieso nie um Profit oder Bereicherung, sondern um die Umsetzung eines einfachen, persönlichen Konzepts:

Sie möchte als Frau guten Gewissens zum Einkaufen gehen, ohne große Bedenken, ob es jetzt für die Umwelt gut oder schlecht ist.  Egal, ob es die Art der Verpackung betrifft, die Herkunft der Lebensmittel und Form der Tierhaltung, die Verwendung von Pestiziden und auch die Behandlung der Arbeiter auf den Feldern.

Und, so fügt sie hinzu, „Lebensmittel sind ja das, was uns alle am Leben hält.“

Weitgehend kann sie diese Vorstellung bei sich im Laden verwirklichen, allerdings gibt es noch einiges zu tun, z.B. bei den Verpackungen. Hier gehen ihre Zulieferer neue Wege mit sog. „Recycle-Plastik“, ganz glücklich ist sie nicht damit, aber immerhin besser als herkömmliches Plastik, was sich in ca. 1.000 Jahren abbauen wird.

Selbst ganz ohne Verpackungsmaterial zu arbeiten, wäre schwierig, es gibt ja mittlerweile auch Läden, die das anbieten, aber das ist nicht ihr Ansatz.

Überhaupt war sie noch nie eine Anhängerin radikaler Ideen oder eine dieser „Extremisten“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Von heute auf morgen findet kein nennenswerter Wandel statt, lieber strebt sie langsame, aber nachhaltige Veränderungen an.

Für sie selbst heißt das: stetig an der Verbreitung ihrer Lebenseinstellung zu arbeiten, sich auf dem Laufenden zu halten, die Anregungen und Wünsche ihrer Kunden ernst zu nehmen und darauf zu reagieren, und ja, sie kann sich selten einmal frei nehmen, geschweige denn länger in Urlaub fahren.

Weil sie eh kein Fernweh verspürt, eher das Heimweh während Urlaubsreisen mit den Kindern, ist das für sie in Ordnung.

Seit Corona ist der Umsatz deutlich gestiegen, Bio boomt geradezu, und wenn es längere Schlangen vor dem Laden gibt, gibt es für die Wartenden draußen frisch gepressten Saft, oder wie im Winter, einen heißen Punsch.

Mittlerweile hat sie 3 Teilzeitkräfte und 4 Aushilfen angestellt, alles Frauen, die neben Haushalt und Kind dazuverdienen möchten.

Wie es mit der Biobranche weitergehen wird?
„In 20-30 Jahren wird es fast überall nur noch Bio geben“, sagt Irmi Langrieger im Brustton der Überzeugung, und das klingt aus Ihrem Munde einfach glaubhaft und authentisch.

Fotos (c) Kraut und Rüben, Conni Lechner

Veröffentlicht in der Juni Ausgabe Wendelstein Anzeiger, 2021

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