Eine Ära geht zu Ende

Conni Lechner

Die Inntalschule verabschiedet sich von Klaus Langenheldt

Der vorletzte Schultag vor den Sommerferien war dieses Jahr ein besonderes Ereignis für alle Schülerinnen und Schüler, das gesamte Lehrerkollegium und besonders für Klaus Langenheldt. Nach über 44 Jahren als Busfahrer im Dienst, fiel ihm der Abschied sichtlich schwer, ebenso seinen Schützlingen, die ihn liebevoll “Klausi” nannten. Die Kinder haben mit viel Herzblut an ihren Plakaten gemalt und Lieder gesungen, jeder einzelne wollte dazu beitragen, dass es eine gelungene Feier für die gesamte „Schulfamilie” wird.

Nicht nur seinen jungen Fahrgästen wird er fehlen, die er in seinen Oldtimerbussen immer sicher und zuverlässig durch die umliegenden Ortschaften transportiert hat. Auch für das Kollegium hinterlässt er eine Lücke. Unvorstellbar, aber tatsächlich gab es in den vier Jahrzehnten nur eine Woche, in der er eine Zwangspause einlegen musste, als das Coronavirus ihn erwischt hatte. Ansonsten war er durchweg im Einsatz und sein Arbeitstag war nicht vorbei, nachdem er die letzte Tour gefahren hatte. Dann hieß es oftmals, Buspflege zu betreiben, also zu reinigen, vor allem wenn die Kinder vom Ausflug kamen und die Erde dann dick auf dem Boden lag, weiß Erika Langenheldt, seine Frau zu erzählen: „Klaus war da eigentlich immer schmerzbefreit. Seine Methode: effizient und zeitsparend, er hat den Bus einfach etwas schief hingestellt und mit Pressluft durchgeputzt, was natürlich nicht leise, aber sehr effektiv war. Als gelernter KFZ-Mechaniker hat er sich auch vor allem um die Reparaturen und Instandhaltung seiner historischen Fahrzeuge gekümmert, so wurden ganze Teile herausgenommen, neue Bleche zugeschnitten, verschweißt, wieder entsprechend lackiert - so waren zwei Drittel der Ferien eigentlich immer seinen Bussen gewidmet.”

Ein Schlüsselerlebnis für Gerhard Hartmann, Konrektor der Inntalschule, war sein erster Ausflug mit der gesamten DFK - (Diagnose- und Förderklassen) Stufe nach Hausham: „Wir sind da hochgefahren und diese alten Busse sind ja noch ganz anders motorisiert als jetzt moderne, das heißt also, man fährt da so, schaltet runter, weiter runter, und dann fahren wir zum Schluss im kleinsten Gang, also im Kriechgang und da habe ich mir gedacht, ich schau hier auf die Berge, es geht so langsam dahin, die Kinder sind friedlich, weil das auch so eine besondere Stimmung war, alle haben sich freundlich unterhalten, das war ein Traum. Ja, ich könnte auch neben dem Bus hergehen bei dieser Geschwindigkeit. Das einfach zu erleben, weil diese alten Busse jetzt nicht wie ein Rennauto da raufsprinten und rennen, sondern sich einfach auch der Landschaft anpassen und der Natur. Ich war vorher in München tätig gewesen und da hab ich mir gesagt, mich kriegt hier keiner mehr weg.”

Immer ein offenes Ohr für die Schüler

Für die Kinder war Klaus Langenheldt vor allem Vertrauensperson und strahlte immer eine gewisse Ruhe aus. Oft war es so, gerade wenn er die letzte Tour fuhr und nur noch ein paar Kinder im Bus saßen, dass er der Zuhörer war, weil manche auch mit Problemen zu ihm kamen und ihn um Rat fragten. Für „schwierige” Kinder hatte er Bilderbücher dabei zum Anschauen, besonders für die Kleineren. Und er wusste auch gerade mit Jungs umzugehen - wenn er sie erstmal in ein Gespräch verwickelt hatte, am besten über technische Sachen, dann hatte er sie auf seiner Seite. Die Familie meint, dass er jetzt schön langsam zurückschalten kann, und in den Entspannungsmodus kommt. Schlichtweg, weil er nicht mehr jeden Tag um viertel vor fünf aufstehen muss und mehr Zeit hat. Allerdings gibt es da auch schon relativ viele Anfragen für den kleinen Bus, also für den 20-Sitzer, für Familienfeiern, Junggesellenabschiede und Betriebsausflüge… Kein Wunder, denn die sorgfältig gepflegten Oldtimerbusse besitzen ihren eigenen Charme und Seltenheitswert.

Fotos (c) Inntalschule Brannenburg

Veröffentlicht in der Dezember Ausgabe Wendelstein Anzeiger, 2022

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